Schauglas

Allgemein

Auf der rechten Seite der LC4-Motoren (Lichtmaschine bzw. Zündungsdeckel) befindet sich ein Schauglas, um z. B. beim Ventile einstellen den oberen Totpunkt (OT) einstellen zu können. Ob man diese Anzeige wirklich braucht, sei mal dahin gestellt. Manchmal wird das Glas undicht und wenn man dann die undichte Stelle untersucht, kann ein allzu unbekümmerter Finger dafür sorgen, dass es sich nach innen bewegt und es dann erst recht undicht ist. Völlig hineinfallen kann es eigentlich nicht, dafür ist zu wenig Platz im Gehäuse. Zur korrekten Montage muss dann der Deckel abgebaut und das Glas neu eingeklebt werden.

Schlimmer ist es natürlich, wenn man das Glas während der Fahrt verliert, wie es Jan bei unserer Tunesientour 2003 passiert ist. Die Reparaturidee der tunesischen Werkstatt haben wir aufgegriffen und mit wenigen Änderungen für unsere Maschinen übernommen.

Die Idee

Bei dieser Reparatur wird das Schauglas durch eine eingeklebte Gewindehülse aus Alu (selbst gedreht) und eine Schraube ersetzt. Der Vorteil ist, dass sich diese Konstruktion nicht von selbst lockert und verloren gehen kann. Undichtigkeiten durch ein einfach eingesetztes Schauglas werden so auch vermieden. Bei Bedarf kann die Schraube entfernt werden und der OT ist sichtbar.

Die Maße der Hülse sind der Zeichnung (Bild 5) zu entnehmen. Die Schraube ist von einer Honda Transalp. Lustigerweise ist es auch genau die Schraube, mit der die dortige Bohrung für das OT-Schauloch verschlossen wird. Tabelle 1 zeigt die benötigten Teile und die zugehörigen Preise. Die Honda Schraube ist nicht billig, passt aber prima und sieht professionell aus.

Tabelle 1. Teileliste

Bauteil Teilenummer Preis
Gewindehülse (siehe Bild 5) ohne Eigenanfertigung
Schraube (Honda Transalp) 90084-MN8-010 9,00 €
O-Ring 14 x 1,6 mm Schublade
Zündungsdeckeldichtung KTM: 584.30.040.000 4,50 €
Wellen-Nabe Kleber Loctite 648 (5 ml) 7,48 €
Schraubensicherung, mittelfest Loctite 243 (10 ml) 11,60 €

Die Durchführung

Zuerst werden der Zündungsdeckel abgebaut, der Stator abgeschraubt, das Schauglas herausgedrückt und der Deckel sowie die Dichtflächen gereinigt. Meist bleibt beim Abbau die Papierdichtung auf der Strecke und muss erneuert werden. Nun zunächst den Berührungstest durchführen (siehe unten). War dieser erfolgreich, die Kontaktflächen zwischen Hülse und Bohrung im Deckel entfetten und mit z. B. Loctite 648 (Temperaturbeständig bis 175°C) oder einem ähnlichem Metallkleber für Wellen-/ Nabenverbindungen einstreichen. Die Gewindehülse dann in die Bohrung einführen, durch die Aussparung am Bund (gleichzeitig Verdrehsicherung beim Anziehen der Schraube) passt das Teil nur in einer Stellung. Den überschüssigen Kleber sauber entfernen und die Hülse mit der Schraube (O-Ring nicht vergessen) fixieren. Dauer der Trockenzeit je nach Hersteller des Klebers (steht auf der Packung). Nachdem die Hülse fest ist, kann man den Stator wieder anschrauben und den Zündungsdeckel mit der neuen Dichtung wieder montieren.

Nachdem alles wieder montiert ist eine Probefahrt machen und Deckel sowie Schraube auf Dichtheit prüfen.

Berührungstest

Die Maße des Drehteils und die Länge der Schraube wurden an unseren Maschinen getestet. Die Schraube schaut innen etwas aus dem Drehteil heraus und kann so dem Rotor nahe kommen. Bei unseren Maschinen haben wir einen Abstand von min. 1 mm zwischen dem Gewindeende der Schraube und dem Rotor ermittelt. Durch Fertigungstoleranzen an der Schraube und dem Deckel kann der Abstand jedoch auch kleiner sein oder es kommt gar zu einer Berührung. Deshalb vorher testen!

Zum Test den Deckel ohne Dichtung anschrauben, an das Gewindeende der Schraube Tusche (ein dünner Fettfilm geht auch) streichen und die Schraube von außen in die Bohrung drücken. Jetzt den Motor von Hand ein paar mal durchdrehen und dann kontrollieren, ob etwas von der Tusche (oder dem Fett) weggewischt wurde und nun am Rotor hängt. Falls ja, dann die Schraube etwas kürzen. Falls nein, mit untergelegter Dichtung ist der Deckel und damit die Schraube noch weiter vom Rotor entfernt und eine Berührung damit ausgeschlossen.

Bild 1a. Untersicht: Gewindehülse und Schraube

Bild 1a. Gewindehülse

Bild 1b. Gewindehülse

Bild 1b. Gewindehülse

Bild 2a. Schraube von Honda Transalp

Bild 2a. Schraube von Honda Transalp

Bild 2b. Schraube von Honda Transalp

Bild 2b. Schraube von Honda Transalp

Bild 3a. Zündungsdeckel (Pos. 4) mit Schauglas (Pos. 7) und Papierdichtung (Pos. 5)

Bild 3a. Zündungsdeckel (Pos. 4) mit Schauglas (Pos. 7)
und Papierdichtung (Pos. 5)

Bild 3b. Zündungsdeckel (Stator abgeschraubt) mit Schauglasbohrung

Bild 3b. Zündungsdeckel (Stator abgeschraubt) mit Schauglasbohrung

Bild 3c. Zündungsdeckel (Stator abgeschraubt) mit eingesetzter Gewindehülse

Bild 3c. Zündungsdeckel (Stator abgeschraubt) mit eingesetzter Gewindehülse

Bild 3d. Zündungsdeckel (Stator abgeschraubt) mit eingesetzter Gewindehülse und Schraube

Bild 3d. Zündungsdeckel (Stator abgeschraubt) mit eingesetzter Gewindehülse und Schraube

Bild 4. Zündungsdeckel mit eingesetzter Transalp-Schraube

Bild 4. Zündungsdeckel mit eingesetzter Transalp-Schraube

Bild 5. Zeichnung der Gewindehülse

Bild 5. Zeichnung der Gewindehülse

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Beschreibung Loctite 648

Loctite 648 Zur Verklebung von Buchsen, Lagern und Hülsen in Schiebe-, Press- und Schrumpfsitz. Verhindert Lösen, Spiel, Korrosion und Passungsrost.

Mit normalen Werkzeug nur sehr schwer demontierbar. Handfest in 5 Minuten.

Temperaturbeständig von -55 bis +175 ºC.

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Beschreibung Loctite 243

Loctite 243 Loctite Schraubensicherungen verhindern bei allen Gewindeteilen aus Metall ein ungewolltes Lösen der Verbindung durch Vibrationen oder Stoßbelastungen. Die flüssig aufgetragenen Klebstoffe füllen Spalte im Gewinde auf und härten zu einem hochfesten Kunststoff aus. Die so gesicherten Gewinde sind gleichzeitig dicht und vor Korrosion geschützt.

Die Schraubensicherung ist gegen alle üblichen Betriebsmedien beständig. Alle mechanischen Schraubensicherungen können durch Loctite-Produkte ersetzt werden.

Dauertemperaturbeständig bis +150 °C.

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