Wechsel der Nockenwellenlager

Nachdem während der Omantour bei der KTM meines Kumpels Frank das Nockenwellenlager kaputt ging und meine Kati schon fast 40.000 km runter hat, habe ich die Lager vorsorglich gewechselt. Nachfolgend eine kleine bebilderte Beschreibung der Arbeiten.

Zuerst muss man sich etwas Platz verschaffen. Verkleidung und Tank abbauen, die Gummilager für den Tank entfernen, Lüfterkabel, Zündkabel und Hauptsicherung aus dem Weg legen und die Ventildeckel abbauen.

Verkleidung und Tank werden abgebaut

Verkleidung und Tank werden abgebaut


Danach schraubt man die Zündkerze heraus, damit, man den Motor ohne Kompression leichter drehen kann und dreht den Motor auf den oberen Totpunkt (Arbeitstakt) und am Schauglas kontrollieren.

Motor auf den oberen Totpunkt drehen

Motor auf den oberen Totpunkt drehen


Nun kann man die Schrauben der Zylinderkopfhaube lösen. Ich habe sie über kreuz von innen nach außen gelockert. Insgesamt sind es 11 Schrauben mit z. T. unterschiedlichen Längen, die man sich praktischerweise so hinlegen sollte, wie sie auch in der Haube angeordnet sind.

Zylinderkopfhaube und Schrauben in Montageanordnung

Zylinderkopfhaube und Schrauben in Montageanordnung


Hier sieht man das Rillenkugellager, dass oftmals vorzeitig verschleißt

Hier sieht man das Rillenkugellager, dass oftmals vorzeitig verschleißt


Auf der linken Seite kann man jetzt die Wasserpumpe nach oben herausziehen. Dadurch wird die Schraube freigelegt, die das Kettenrad auf der Nockenwelle fixiert. Mit einem Schraubenzieher, den man durch eine der Bohrungen im Kettenrad schiebt, sichert man das Kettenrad gegen verdrehen, damit man die Schraube mit einem 17er Schlüssel lösen kann. Dabei vorsichtig arbeiten, um die Dichtflächen beim Abstützen nicht zu beschädigen.

Nockenwellenrad gegen verdrehen sichern

Nockenwellenrad gegen verdrehen sichern


Jetzt löst man die Schraube (17er Schlüsselweite), die im Kettenspanner die Feder vorspannt, danach baut man den Kettenspanner ganz aus.

Kettenspannerschraube und Kettenspanner ausbauen

Kettenspannerschraube und Kettenspanner ausbauen


Ohne Kettenspanner ist die Kette nun locker genug, dass man die Nockenwelle auf der Seite mit dem Nadellager anheben und vorsichtig aus der Verzahnung des Nockenwellenrades herausziehen kann.

Aufpassen 1: Zwischen Zahnrad und Rillenkugellager ist ein Seegerring, der das Rillenkugellager im Lagersitz abstützt, der darf nicht in den Motor fallen!
Leider ist der Ring auf dem Bild nur schlecht zu sehen.

Seegerring zwischen Zahnrad und Rillenkugellager

Seegerring zwischen Zahnrad und Rillenkugellager

Aufpassen 2: Zwischen Rillenkugellager und Nockenwelle ist ein Abstandsring, der auch wieder richtig herum montiert werden muss!

Abstandsring zwischen Rillenkugellager und Nockenwelle

Abstandsring zwischen Rillenkugellager und Nockenwelle


Hier sieht man im Lagerinnenring tiefe Abdrücke der Zahnwelle.

Abdrücke der Zahnwelle

Abdrücke der Zahnwelle


Alles ist nun zerlegt und kann gereinigt werden. Die Dichtflächen gut entfetten und die neuen Teile bereitlegen. Das Nadellager geht normalerweise nicht kaputt, aber wenn schon alles zerlegt ist, kommt es auf die 6 Euro auch nicht mehr an. Das abgebildete Rillenkugellager ist gekapselt. Ich habe die Blechdichtungen entfernt, damit das Lager wie im Original durch das Öl geschmiert werden kann.

Links das Rillenkugellager, rechts das Nadellager

Links das Rillenkugellager, rechts das Nadellager


Nun kann alles in umgekehrter Reihenfolge zusammengebaut werden. Auch jetzt wieder unbedingt auf den Abstandsring zwischen Rillenkugellager und Nockenwelle und auf den Seegerring zwischen Zahnrad und Rillenkugellager aufpassen. Die Nockenwellenverzahnung passt nur in einer Stellung in das Zahnrad. Am Zahnrad ist ein Körnerpunkt und an der Nockenwelle ein kleiner Strich angebracht. Wenn die Kurbelwelle, wie Anfangs eingestellt, noch auf der OT-Markierung steht, müssen die beiden eben beschriebenen Markierungen nach oben zeigen. Wenn Zahnrad und Nockenwelle eingebaut sind, das Zahnrad mit der Schraube wieder fixieren. Vorher auf das gereinigte und entfettete Gewinde etwas Schraubensicherungsmittel aufbringen. Vor dem Festziehen der Schraube sicherstellen, dass der Seegerring zwischen Zahnrad und Rillenkugellager richtig in seinem Sitz steckt. Zum Anziehen das Zahnrad wieder mit einem Schraubenzieher blockieren. Solange die Steuerkette noch locker ist, die Wasserpumpe wieder auf die Nockenwelle stecken. Dabei muss die "Feder" der Pumpe in den Schlitz der Nockenwellenschraube eingeführt und gleichzeitig der Wasserpumpenflansch in die Aussparung des Zylinderkopfes geführt werden. Nun kontrollieren, dass die Markierungen an Kurbel- und Nockenwelle in der richtigen Stellung sind. Wenn ja, dann den Stößel des Kettenspanners ganz in das Gehäuse schieben. Dazu die kleine Arretierung über der Zahnstange etwas kippen. In dieser Stellung kann das Kettenspannergehäuse ohne Feder und Schraube mit neuer Dichtung wieder eingebaut und festgezogen werden. Erst jetzt die Feder einführen und die zugehörige Schraube festziehen. Dabei hört man, wie die Zahnstange durch die Arretierung ratscht. Wenn man den Kettenspanner nicht wie beschrieben in Grundstellung einbaut, wird die Steuerkette zu fest gespannt und kann reißen.

Öffnung für den Kettenspanner

Öffnung für den Kettenspanner


Bevor man die Zylinderkopfhaube wieder anbaut, nochmals kontrollieren, dass die Markierungen noch stimmen. Dann die Dichtfläche mit einem dauerelastischen hitzebeständigen Dichtmittel, z. B. Hylomar, gemäß Herstellerangabe einstreichen und ablüften lassen. Die Zylinderkopfhaube vorsichtig aufsetzen und die Schrauben von Hand eindrehen. Wenn alle Schrauben angebracht sind, diese über kreuz von innen nach außen mit Drehmoment anziehen. Leider kommt man mit dem Drehmomentschlüssel nicht an alle Schrauben heran. Diese Schrauben halt gefühlvoll von Hand anziehen.
Wenn alles festgeschraubt ist, den Motor ein paar Mal von Hand durchdrehen. Danach wieder auf OT stellen und das Ventilspiel kontrollieren. Jetzt ist der Wechsel an sich fertig. Nun noch den Motor laufen lassen und alles auf Dichtheit kontrollieren.